Text und fotos: Tobias Schönenberger
Unterwegs um CO2 vom Abfallprodukt zum Wertstoff zu verhelfen
Neue Wege bestreitet die in Worb BE ansässige Salzmann AG Transporte. Zum einen durfte sie kürzlich den ersten CNG-Lastwagen in Betrieb nehmen und zum anderen unterstützt sie damit ein Start-up Unternehmen bei der Wiederverwertung von CO2.
CO2 geniesst in unserer Gesellschaft leider nur eine negative Verbindung zu den Abgasen, die durch motorisierte Fahrzeuge ausgestossen werden. CO2 heisst Kohlendioxid und ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff mit der Summenformel CO2, ein unbrennbares, saures und farbloses Gas. Dass CO2 auch andere Verwendungen hat, ist leider nur den wenigsten bekannt. Die Salzmann AG Transporte aus Worb bei Bern ist seit 50 Jahren ein zuverlässiger und kompetenter Transportpartner in den Bereichen Abwasserreinigungs-Anlagen, Industrie und Landwirtschaft. Mit einem diversifizierten und modern aufgestellten Fuhrpark bietet sie folgende Transportdienstleistungen an: • Krantransporte und Transporte mit grosser Ladebrücke • Schüttgüter wie Granulat, Asche und Streusalz • Flüssigabfälle wie Klärschlamm und Abwässer aus der Industrie • Flüssige und feste Nährstoffe für die Landwirtschaft • Mobile Tanks, absetzbare Abroll-Container und Stellsilos mit Abrollkipper Für die ara region bern ag, die das Abwasser der privaten Haushalte und industriellen Betriebe der Region Bern in ihrer Abwasserreinigungsanlage (ARA) mehrstufig reinigt, ist die Salzmann AG seit über 30 Jahren Logistikpartner. Angeliefert werden teilweise vorgereinigter Klärschlamm aus verschiedenen kleineren Kläranlagen sowie Biomasse wie Lebensmittelreste. Nach der Faulung und Vergärung wird der verbleibende Klärschlamm getrocknet und den Schweizer Zementwerken in Granulatform mit Silofahrzeugen als CO2-neutraler und energiehaltiger Brennstoff geliefert. Für die Landwirtschaft transportiert die Salzmann AG flüssiges und festes Gärgut, Biogasgülle und Kompost, welche aus Vergärungs- und Biogasanlagen mittels Tankauflieger, Schubboden oder mit Abrollkipper und Container direkt an den Bestimmungsort geliefert werden. So besteht der eigene Fuhrpark aus insgesamt 14 schweren Nutzfahrzeugen, von der Sattelzugmaschine mit diversen Aufliegern bis zum fünfachsigen Hakenfahrzeug.
Der Anfang der CO2-Transporte für die Salzmann AG transporte
Seit mehr als einem Jahr setzt sich Lorenz Häuselmann, Geschäftsführer und Inhaber der Salzmann AG Transporte, vertieft mit dem Thema CO2-Transporte auseinander. Als Logistikpartner der arabern wurde er auf ein Berner Start-up Unternehmen aufmerksam, das CO2 in die Produktion von Beton einfliessen lässt und so hilft Kosten zu sparen und zum anderen aus einem Abfallprodukt ein Wertstoff zu generieren. Doch einfacher gesagt als getan! In vielen Meetings und konzeptionellen Planungssitzungen reifte das Projekt immer mehr zu einem realisierbaren neuen Transportangebot heran. Um den Kreislauf am Schluss noch ganz schliessen zu können, wurde auch die Möglichkeit geprüft, diese tiefgekühlten CO2-Transporte mit einem CO2-neutralen Lastwagen durchführen zu können. Da gasbetriebene schwere Nutzfahrzeuge bislang nur mit reduzierter Leistung zur Verfügung standen, war das Image nicht gerade zum Besten gesinnt. Doch in der Zwischenzeit gibt es Nutzfahrzeug-Hersteller, die modernste CNG- und LNG-Motoren mit einer Leistung von über 400 PS auf dem Markt anbieten. Um sich selbst ein Bild von einem solchen Gas-Truck machen zu können, wurde Kontakt mit der Scania Schweiz AG aufgenommen und eine Testfahrt mit einem 410 PS starken Kundenfahrzeug vereinbart. Lorenz Häuselmann war begeistert von der Leistungsfähigkeit der gefahrenen Scania G410 A 4x2 CNG Sattelzugmaschine. Denn der moderne Gasmotor stand in keiner Art und Weise der Leistungsfähigkeit eines Dieselmotos hinterher. Ansprechverhalten, Durchzugskraft und Leistung wussten vollumfänglich zu überzeugen und die Laufruhe fiel sehr positiv auf. Im Kopf von Lorenz Häuselmann wollte es nicht mehr aufhören zu drehen und das Transportkonzept für den tiefgekühlten CO2-Transport konkretisierte sich immer weiter. Noch letzte Abklärungen betreffend Verfügbarkeit von Biogas direkt von der ARA Bern tätigen, das 100% CO2-neutral ist, und dann war der Entschluss gefasst: Eine neue CO2-neutrale Transportdienstleistung war beschlossene Sache. Am 5. Oktober 2020 war es dann soweit und die neue Scania R410 A 4x2 CNG Sattelzugmaschine mit komfortablem CR20H Fahrerhaus stand für erste Testfahrten bereit. Gross war die Freude bei Lorenz Häuselmann und seinen involvierten Projektpartnern, als nach den ersten Testfahrten und Betankungen alles zur vollsten Zufriedenheit funktionierte.
Das Start-up hinter der Idee
Doch wer ist dieses junge Start-up Unternehmen aus Bern, das aus dem Abfallprodukt CO2 einen Wertstoff macht? Hinter dem Spin-off der ETH Zürich steckt die heutige Firma Neustark AG, die durch die zwei Visionäre Johannes Tiefenthaler und Valentin Gutknecht gegründet wurde. Die beiden Jungunternehmer sind erstaunlicherweise grundverschieden, scheinen sich jedoch hervorragend zu ergänzen. Johannes Tiefenthaler studierte an der ETH in Zürich Maschinenbau und Verfahrenstechnik und forschte an der nächsten Technologiegeneration für die Mineralisierung von Kohlendioxid. Valentin Gutknecht ist Betriebswirtschafter und kümmert sich mit einem immer grösser werdenden Team um die operativen Aspekte. Doch beide hatten ein und dasselbe Ziel vor Augen: Eine klimapositive Geschäftsidee in die Realität umzusetzen. Betonbau ohne CO2-Emissionen – das war ihre Vision. Die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung ihrer Vision war zum einen, dass die weltweite Betonproduktion für 6% der CO2-Emissionen verantwortlich ist und zum anderen, dass mit über einer Milliarde Tonnen pro Jahr Beton aus Bau und Abbruch der weltweit grösste Abfallstrom ist. Kommt noch hinzu, dass sich diese Zahl aus der veränderten Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten von Jahrzehnt für Jahrzehnt verdoppeln wird. Doch was wären Visionäre, wenn diese nicht das Ziel vor Augen haben, auch wenn es zum Teil nur sehr kleine Schritte sind? Wie wollen sie ihre Vision realisieren? Als erstes sollen die auserwählten Partner ihre Kohlenstoffemissionen aus der Betonherstellung aus der Atmosphäre erfassen. Als zweites soll das CO2 in den Poren des abgerissenen Betonaggregates dauerhaft in Calcitstein umgewandelt werden, denn die CO2-Behandlung verändert die Eigenschaften des abgerissenen Betons positiv. Zu guter Letzt soll das calcithaltige Aggregat anstelle von abgebautem Aggregat für Frischbeton verwendet werden. Denn durch das calcithaltige Aggregat wird bei der Betonherstellung weniger Zement verwendet. Tönt doch ganz einfach und simpel, oder?