Lidl setzt auf CNG
Text: Graziana Rickli
Fotos, Video: Manuel Manser, Graziana Rickli
Für die Belieferung der Lidl-Filiale Fraumünster in Zürich ist die Thurtrans AG mit einem neuen CNG-Scania im Einsatz. Die Anforderungen an den Logistikpartner sind auch neben den Umweltaspekten zahlreich. Doch beginnen wir am Anfang.
Nachhaltigkeit wird bei Lidl nicht nur gross geschrieben sondern aktiv gelebt. So wurde das Unternehmen in den Geschäftsjahren 2019 und 2020 zum fünften und sechsten Mal mit dem Swiss Climate Label «CO2 NEUTRAL» zertifiziert. Lidl hat 2019 den Treibhausgas-Ausstoss (pro m2 Filialfläche) gegenüber 2013 um 53 % gesenkt. Dank ihrem langjährigen Engagement im betrieblichen Klimaschutz und der erzielten Emissionsreduktionen schaffte es Lidl Ende 2020 sogar unter die zehn bestplatzierten Unternehmen für das Ranking «Die klimabewussten Unternehmen der Schweiz 2021». Und auch was den Transport ihrer Güter angeht, setzt das Unternehmen bereits auf umweltfreundliche Lösungen. In der Regel wird jede Lidl-Filiale in der Schweiz zwei- bis dreimal täglich beliefert. Wenn man diese Fahrten vermehrt fossilfrei durchführt, lässt sich viel C02 einsparen.
Für Lidl ist das Antriebkonzept der Fahrzeuge sekundär, solange ein Wechsel von fossilen auf erneuerbare Energien stattfindet. CNG ist für Lidl kein neuer Ansatz. In Zusammenarbeit mit lokalen Energieversorgern betankt Lidl bereits heute ihre CNG Lkw für den Mittelstreckenverkehr und die regionale Verteilung ausschliesslich mit lokalem Biogas aus Klärschlamm und organischen Abfällen. Pro Lkw können so gemäss Lidl jährlich ca. 100t CO2 eingespart werden. Die Herausforderung der Lidl-Filiale Fraumünster Doch was, wenn zu den Umweltaspekten auch noch anspruchsvolle Bedingungen dazukommen? Mitten in Zürich befindet sich die Lidl-Filiale Fraumünster, die zweimal täglich, sechs Tage die Woche beliefert wird. Was einfach klingt, ist auch für den erfahrenen Transportpartner Thurtrans AG nicht ganz alltäglich. So ist die Einfahrt zur Filiale sehr eng und niedrig. Der Fahrer hat keinen Platz zum Rangieren und muss zum Rein- und Rausfahren mit der Luftfederung spielen und die Seitenspiegel einklappen. Ausserdem gibt es keine Rampe, so dass man die Ware ausschliesslich über die Hebebühne abladen muss. Die eindrücklichen Bilder einer Belieferung der Filiale sehen Sie im Video. Für diese herausfordernde Transportaufgabe setzt die Thurtrans AG auf einen Scania CNG Lastwagen. Der Lkw wurde extra für die anspruchsvollen Bedingungen für die Belieferung der Lidl-Filiale mitten in der Stadt Zürich konzipiert. Hervorzuheben sind die tiefe Bauweise, die Vollluftfederung, die elektrisch einklappbaren Spiegel sowie die Kameras rund um das Fahrzeug. Um weiter auch den Umweltzielen der Thurtrans AG gerecht zu werden, ist der Scania Lkw gasbetrieben – und dies vollständig, auch die Kühlung wird mit CNG betrieben.
Interview mit Ueli Rüger
Head of Logistics bei Lidl Schweiz
Existiert bei LIDL Schweiz ein Nachhaltigkeits-Konzept oder eine Nachhaltigkeits-Strategie?
Ja natürlich. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie ist auf unsere Vision «einfach nachhaltig einkaufen für alle», ausgerichtet. Einfachheit und Effizienz ist unsere Devise, um ein unvergleichliches Preis-Leistungs-Verhältnis für qualitativ hochstehende, möglichst nachhaltig produzierte Produkte zu schaffen, die für alle erschwinglich sind. Damit zeigen wir täglich, dass Discount und Nachhaltigkeit sich nicht ausschliessen, sondern Hand in Hand gehen. Unser Motto «Auf dem Weg nach morgen» bringt unsere Überzeugung zum Ausdruck, dass dauerhafter Erfolg nur aus der verantwortungsbewussten Gestaltung des Wandels resultieren kann, und dass selbst die wirksamsten Verbesserungen noch übertroffen werden können. Mit der Bekennung zur Science Based Target Initiative verpflichten wir uns zudem zu wissenschaftsbasierten Klimazielen und verfolgen in allen Abteilungen ambitionierte Ziele und setzen entsprechende Massnahmen um.
Mit welchen alternativen Antriebskonzepten konnten Sie in den letzten Jahren Erfahrungen sammeln?
Im Jahr 2014 fiel der Startschuss mit dem Langzeittest von zwei E-LKW für die City-Belieferung unserer Zürcher Filialen. In den Jahren darauf folgten Antriebskonzepte wie CNG und LNG. Heute arbeiten wir in Kooperation mit unseren Schweizer Logistikpartnern, Forschungsinstitutionen und der Energiewirtschaft an der Entwicklung und Umsetzung von klima- und umweltverträglichen Mobilitätskonzepten. Dazu gehören unter anderem die Erschliessung erneuerbarer Ressourcen wie Sonnenenergie und Biogas als Treibstoff, den Aufbau der erforderlichen Versorgungspfade und Tankstellen bis hin zur Optimierung der Logistik im Schienen/Strassenverbund. Im Jahr 2020 haben wir in der Schweiz so bereits über 40% aller Verteiltransporte mit alternativen Treibstoffen und damit komplett dieselfrei bewerkstelligt, bis Ende 2021 werden es bereits über 50% sein.
Gibt es von LIDL Schweiz Vorgaben für seine Transporteure betreffend alternativen Antriebskonzepten? Nein, Vorgaben betreffen Antriebskonzepten machen wir unseren Logistikpartnern keine. Transporteure mit einem nachhaltigen Angebot oder der Bereitschaft mit uns «auf dem Weg nach morgen» zu gehen, haben jedoch einen klaren Vorteil. Wir setzen stark auf Kooperationen, um gemeinsam mit unseren Partnern geeignete Lösungen für nachhaltige Transportkonzepte zu entwickeln und umzusetzen.
Bislang setzten die Speditionsunternehmen überwiegend auf LNG/BLG Treibstoffe. Weshalb neu auch CNG?
CNG ist für uns kein neuer Ansatz, gewinnt jedoch gerade an zunehmender Bedeutung. Das Antriebskonzept selber steht dabei nicht an erster Stelle, sondern die Nutzung von erneuerbaren Primärenergien. In Zusammenarbeit mit lokalen Energieversorgern, betanken wir schon heute unsere CNG-LKW für den Mittelstreckenverkehr und die regionale Verteilung ausschliesslich mit lokalem Biogas aus Klärschlamm und organischen Abfällen. Pro LKW können so jährlich ca. 100t CO2 eingespart werden. Biogas alleine wird den Bedarf an erneuerbaren Treibstoffen aber nicht abdecken können. Werden sie nachhaltig produziert, helfen unter anderem auch synthetische Treibstoffe, die Mobilität und insbesondere den Schwerverkehr auf erneuerbare Energie umzustellen. An der Empa in Dübendorf wird darum im Mobilitätsdemonstrator «move» die Herstellung von synthetischem Methan aus Sonnenenergie, CO2 und Wasserstoff untersucht und mit dem Bau einer Demonstrationsanlage umgesetzt. Wir sind stolz dieses Projekt als Anwendungspartner unterstützen zu dürfen und freuen uns schon sehr darauf, unsere CNG-LKW neben Biogas auch bald mit diesem Solar-Treibstoff betanken zu können.
Wird bei LIDL Schweiz jede Filiale einmal pro Tag oder gar zwei Mal pro Tag beliefert?
In der Regel wird eine Lidl Filiale in der Schweiz zwei- bis sogar dreimal täglich beliefert. Früh morgens wird jede Filiale mit Frischware (Molkereiprodukte, Obst und Gemüse, Blumen, Frischfleisch, etc.) versorgt damit unsere Kundschaft schon bei Ladenöffnung auf unser Qualitäts- und Frischeversprechen sowie volle Verfügbarkeit zählen kann. Hinzu kommt jeden Morgen eine Lieferung frische gebackenes Brot vom regionalen Bäcker. Tagsüber erfolgt dann die Belieferung mit ungekühlten und länger haltbaren Lebensmitteln, Tiefkühlkost sowie Non-Food Artikeln.
Welche CO2-Einsparungen konnte LIDL Schweiz in den letzten Jahren verzeichnen?
Im Geschäftsjahr 2019 und 2020 wurde Lidl Schweiz zum fünften und sechsten Mal mit dem Swiss Climate Label «CO2 NEUTRAL» zertifiziert. Wir konnten 2019 den Treibhausgas-Ausstoss (pro m2 Filialfläche) gegenüber 2013 um 53 % senken. Auch absolut konnten wir im selben Zeitraum, trotz starkem Wachstum der Geschäfte, eine Emissionsreduktion von -19 % erzielen. Dank unserem langjährigen Engagement im betrieblichen Klimaschutz und der erzielten Emissionsreduktionen schafften wir es Ende 2020 sogar unter die zehn bestplatzierten Unternehmen des Rankings «Die klimabewussten Unternehmen der Schweiz 2021». Darauf sind wir enorm stolz.
Welche nächsten Ziele verfolgt LIDL Schweiz für einen nachhaltigen Transport?
Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Filialbelieferung bis spätestens 2030 komplett fossilfrei zu gestalten. Deshalb werden wir auch in den kommenden Jahren im Rahmen unseres Projekts «Goodbye Diesel» weitere alternative Antriebskonzepte prüfen, in unserer Flotte einführen und fossile Treibstoffe durch Erneuerbare ersetzen. Die Lösung? Kennen wir nicht! Aber wir sind überzeugt, Nachhaltigkeit braucht Vielfalt. Entscheidend ist dabei für uns Wechsel von fossilen auf erneuerbare Energien, das Antriebskonzept ist sekundär. Wir verfolgen darum einen technologieoffenen Ansatz und sind der Überzeugung, dass in Abhängigkeit des Fahrprofils das am besten geeignete Antriebskonzept zum Einsatz kommen soll – hauptsache fossilfrei. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Die Scania Schweiz AG wünscht Ihnen gute und unfallfreie Fahrt und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen.