Text: Graziana Rickli
Fotos: Scania
Interview mit jonas nordh
Jonas Nordh, Projektleiter alternative Treibstoffe und e-Mobilität bei der Scania Schweiz AG im Interview
Was waren Ihre bisherigen Tätigkeiten und wie lange arbeiten Sie schon für Scania? Ich arbeite seit rund zehn Jahren bei Scania. In dieser Zeit hatte ich bereits verschiedene Aufgaben zu verantworten. Begonnen habe ich im Einkauf als Ansprechpartner für unsere IT-Lieferanten. Später wechselte ich in den Bereich Verkauf & Marketing, in welchem ich als Area Manager für die nordischen Länder verantwortlich war. In dieser Tätigkeit konnte ich mein Wissen rund um schwere Nutzfahrzeuge auf- und ausbauen und entwickelte ein grosses Interesse für nachhaltige Lösungen. Als Scania Projektleiter durfte ich zusammen mit der Firma ASKO in Norwegen die Entwicklung und Realisation des ersten elektrifizierten Scania Lkw verantworten und begleiten. In enger Zusammenarbeit mit Brennstoffzellen-Herstellern begannen wir neben elektrischen Fahrzeugen auch mit der Entwicklung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Während diesen zwei Jahren konnte ich mein Fachwissen in den unterschiedlichsten alternativen Motoren weiter vertiefen und bei Weiterentwicklungen einbringen. Der erste BEV-Lastwagen konnte schon in den ersten Tests vollumfänglich überzeugen und bildete die Grundlage für die vor kurzem eingeführte BEV-Fahrzeug-Strategie. Damit hatte ich die Gelegenheit, eine neue Rolle innerhalb von Scania zu übernehmen und die globale Verantwortung für den nachhaltigen Transport zu übernehmen, bevor es mich in die Schweiz zog. Was gefällt Ihnen besonders an Scania und Ihrer Arbeit? Scania ist ein internationaler Konzern mit dem Flair eines Familien-Unternehmens – das finde ich grossartig und man kann auch als Einzelner Einfluss nehmen. Ausserdem werde ich persönlich nie eine grössere Chance erhalten, mich in diesem Ausmass für die Umwelt zu engagieren, wie ich es heute tun kann. Das Transportgewerbe trägt in hohem Masse zu unserem Klimawandel bei und durch das Engagement von Scania, mit dem klaren Ziel, führend im Bereich des nachhaltigen Verkehrs zu sein, kann auch ich meinen Anteil dazu beitragen. Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer neuen Stelle bei Scania Schweiz AG? Gibt es persönliche Ziele/Meilensteine? Ich freue mich sehr, dass ich in der Schweiz für Scania arbeiten darf. Es gibt nur wenige Länder, die auf dem Weg zu einem fossilienfreien Transport führend sind, und die Schweiz ist mit Sicherheit eines davon. Ausserdem ist es spannend, nach meiner Arbeit in Schweden nun in einer Landes-Organisation operativ tätig zu sein. Natürlich habe ich eine klare Vorstellung davon, was ich beitragen möchte. Scania soll in der Schweiz im nachhaltigen Verkehr führend sein. Eine wichtige Aufgabe wird es sein, dass wir die Elektrifizierung auf die bestmöglichste Art und Weise vorantreiben. Ohne alternative Treibstoffe werden wir unser Ziel, bis 2025 eine Reduktion der Emissionen unserer Kunden weltweit um 20 Prozent nicht erreichen. Die Schweiz kann und sollte dabei eine Pionierrolle übernehmen. In enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden, Partnern für Infrastruktur und Treibstoff-Lieferanten bietet sich uns die grosse Chance das zu erreichen. Wie haben Sie die Schweiz und ihre Transportunternehmen in den ersten Wochen erlebt? Äusserst anspruchsvolle Kunden und viele von ihnen sind auf der Suche nach einer Lösung in Richtung emissionsfreiem Verkehr, nicht nur fossil-frei. Viele massgeschneiderte Fahrzeugkonzepte in unterschiedlichsten Anwendungen. Das macht es zu einer noch grösseren Herausforderung, Standardlösungen für den nachhaltigen Verkehr zu finden. Aber auch der 5-achsige Baulastwagen wird sich der Herausforderung stellen, elektrifiziert zu werden.
“Bei Scania kann ich mit meiner täglichen Arbeit Einfluss auf die Umwelt nehmen.”
Wie unterscheidet sich die Schweiz von anderen Ländern? Der Wandel hin zu einem nachhaltigeren Verkehrswesen wird von der Politik unterstützt. So werden beispielsweise die LSVA und Subventionen für die Angleichung der Biodieselkosten freigegeben. Auch der Ausgleich für Mehrgewicht bei BEV-Fahrzeugen wird garantiert. Aus Erfahrung wissen wir, dass der wichtigste Teil um den Wandel voranzutreiben darin besteht, die Gesamtbetriebskosten (TCO) auf das Niveau von Dieselfahrzeugen zu bringen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit den Förderprogrammen auf dem richtigen Weg sind, damit die Schweiz diesbezüglich eine Vorreiterrolle übernehmen kann. In der Schweiz gibt es mehr Stau auf den Strassen, als ich erwartet habe, was für den nachhaltigen Verkehr nicht förderlich ist. Gleichzeitig sind alle Transporte von kürzerer Distanz als die, mit denen ich bisher gearbeitet habe, was jedoch das Potential wiederum erhöht. Gesamtgewichte bis zu 40 Tonnen machen es ebenfalls einfacher – einfacher nicht einfach – zukünftige Lösungen für die Elektrifizierung und die heutige Lösung mit Gasantrieb zu finden. Zudem müssen wir die Nutzung von Biogas weiter intensivieren. Die Infrastruktur wird entscheidend sein und die Dringlichkeit dafür ist sehr hoch. Selbst wenn wir Zugang zu grüner Energie haben, müssen wir dort Zugang haben, wo wir diese brauchen. Dies ist eine grössere Herausforderung, als die meisten Menschen glauben und wir müssen bereits heute damit beginnen, um vorbereitet zu sein. Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihren ersten Kundenkontakten am meisten überrascht? In der Schweiz ist das Fachwissen bei vielen Kunden betreffend e-Mobilität bereits sehr hoch und es wird sehr grossen Wert auf Effizienz gelegt. Diese wird in den Unternehmen gelebt und auch von den Partnern – wie Scania – erwartet. Ausserdem sind einige unserer Kunden sehr interessiert daran, schnell handeln zu können und offen für neue Lösungen zu sein. Das ist natürlich schön zu hören und auch zu spüren. Nach der Einführung unserer ersten elektrifizierten Lösung haben wir nur positives Feedback erhalten und viele Kunden sind an weiteren Informationen interessiert. Welche nachhaltigen Antriebskonzepte sehen Sie persönlich in zwei, fünf oder zehn Jahren in der Schweiz? Wir brauchen alle nachhaltigen Antriebskonzepte. Je nach Einsatz wird es unterschiedliche Lösungen brauchen. Die Kombination eines Lastwagens mit niedrigem Treibstoffverbrauch und dem Einsatz von Biotreibstoffen wie Biogas, -diesel, HVO und Ethanol ist der Schlüssel zur Senkung der globalen Emissionen (Treibhausgase). Nicht nur heute und in den nächsten zehn Jahren, sondern für immer. Scania hat in den letzten Jahren alle Treibstoff-Tests auf überzeugende Art und Weise gewonnen. Mit einem noch weiter entwickelten Antriebsstrang werden wir noch grössere Schritte zur Senkung des Treibstoffverbrauchs machen. Auch das Fahrertraining ist wichtig, denn auch hier liegt das Potenzial bei 10 bis 15 Prozent, was eine zusätzlichen CO2-Reduktion bedeutet.
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